Chronik
Der Musikverein Losenstein wurde im Jahre 1861 durch Kapellmeister Ludwig Grossauer, welcher später Kapellmeister der Stadtkapelle Steyr und anschließend Militärkapellmeister in Komorn, Ungarn, wurde, gegründet. Erster Vorstand, wie die damalige Bezeichnung für Obmann lautete war der Lehrer Anton Jungwirt.
Bereits seit der Gründung bis zum September des Jahres 1991, stand die ursprüngliche Taverne der Losensteiner Ritter, welche im 13. Jahrhundert errichtet wurde, als Probenlokal zur Verfügung. Später übersiedelte das Musikheim in die Hauptschule Losenstein.
10 Jahre lang leitete Grossauer die Kapelle. Zu ihren ersten Auftritten zählten unter anderem die Teilnahme bei der Eröffnung der Bahnstrecke St. Valentin – Küpfern, die Tunneleröffnung in Kastenreith, sowie 1871 die Teilnahme am Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Losenstein.
1872 folgte die Teilnahme an der Einweihungsfeier der Holzbrücke über die Enns, 1873 das Gründungsfest des Veteranenvereins.
Im Jahre 1895 bestand die Kapelle bereits aus 13 Musikern, die im darauf folgenden Jahr anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Losenstein zusammenkamen. Durch unglückliche Freudenschüsse bei der Tröglmühle im Laussabach wurden 11 Wehrmänner und 5 Musiker verletzt.
Im Jahr 1901 konnte man den Musikverein Losenstein anlässlich der großen Feier zum 100. Geburtstags Anton Schossers hören.
Anhand eines Fotos aus dem Jahr 1907 lässt sich belegen, dass die Musikkapelle damals schon aus 16 Musikern bestand.
Aufgrund des ersten Weltkrieges kam es zwischen 1914 und 1918 zum Stillstand, beziehungsweise verminderter Tätigkeit des Vereins. Das Heimkehrerfest war die erste große Ausrückung des Musikvereins nach dem ersten Weltkrieg. Die Musik war damals 17 Mann stark.
Nach Kriegsende konnten 10 neue Mitglieder angeworben werden. Zwei Jahre später waren bereits 25 Musiker beim Verein.
Abschrift aus der Chronik:
Erlebnisse eines Musikers anno dazumal:
Heiteres Preisspielerlebnis um 1920
Anlässlich eines Gründungsfestes der Musikkapelle Reichraming, nahm auch unsere Kapelle, unter Leitung des langjährigen, bewährten Kapellmeister Herrn Emanuel Wittwehr, teil. Bezirkskapellmeister war damals Gendarmerieinspektor Herr Böhm.
Bei den früheren Wertunsspielen gab es noch keine Diplome, der Preis war ein Wanderpokal, der nach dreimaliger Zuerkennung des I. Preises bei dieser Musikkapelle verblieb.
Erstmalig wurde dieser der ältesten Musik des Bezirks, den Losensteinern, zu Handen obigen Kapellmeisters bis zur weiteren Verwendung in Verwahrung übergeben, der dann im gegebenem Falle den Preisrichtern, respektive dem Kapellmeister der besten Musikkapelle überreicht wurde.
Wie stand es damals, trotz guter Kräfte, um unsere Musikkapelle.
Nun im Folgenden war ein tragisches, hernach aber doch humorvolles Ereignis schuld daran, dass wir den Pokal nicht mehr bekamen:
Unser Pflichtstück war die NORMA Ouvertüre. Die Aufführung fanden unter strömendem Regen statt. Es war zwar Vorsorge getroffen worden, dass die jeweils musizierende Kapelle unter ein provisorisches Plachendach kam, Um einen reibungslosen Ablauf der Spiele zu gewährleisten, musste die nächstfolgende Kapelle in der Nähe, somit aber im Regen bereit stehen, und das war dann auch unser Verhängnis.
Während des Flügelhorn Solos kam auf diese Kameraden, infolge Schwere der Wassermassen die Plache samt Inhalt herab. Folgeerscheinung: Einige Takte, somit auch Gutpunkte, fielen dadurch schon aus. Nun hieß es zu retten, was vom Stück übrig verblieb. Der erste Schock war vorbei, der Gleichklang so halbwegs wieder hergestellt. Dann kam der zweite Schlag für uns, beim Basshorn Solo. Dessen Vortrag war zwar technisch einwandfrei, aber die Töne, die hörten sich infolge der Ansammlung des Regenwassers im Korpus der Instrumente so an, als täten sie anstatt blasen gurgeln. Da nützte keine Wasserklappe mehr, kein Züge ausziehen, das Spiel war für uns aus, der I. Preis dahin.
Nun hieß es her mit dem Pokal,
Herr Wittwehr und Böhm suchen überall,
das wär’ gelacht, das gibt es nicht,
wir haben ihn herein geschickt.
Derweil stand dieser blank und rein
im Gläserschrank des Wirtes(Wittwehr) Töchterlein.
Wir gingen einzeln und betrübt nach Hause,
es schmeckte kein Bier, weder Wein, noch Jause.
Nun hört! In der Herberge wir trauten unseren Augen nicht,
da stand auf’m Tisch der Pokal, der gesuchte Wicht.
Zu den Nachzüglern sagten wir ‚Hurra, gewonnen!’,
doch keiner hat dies ernst genommen.
Die Sturmberger sagen, ‚Dös gibt’s doch net,
entweder san mir oder die ander’n bled.
Aba zwegen den wer’n wir nicht untergehen,
die Musik-Losenstein wird noch lang besteh’n.
Diese Begebenheit erlebt und in launischer Weise verfasst,
von einem alten Kameraden.
Bislang war die Musikkapelle in der Feuerwehruniform aufgetreten. Dies änderte sich jedoch 1924 beim ersten Ruinenfest nach dem Krieg, bei dem angeblich mehr als 6000 Besucher von Nah und Fern anwesend waren, als in einer alten Tracht aufgetreten wurde. Der Kapellmeister verkleidete sich damals als Franz Schubert.
Das Jahr 1950 brachte dann nicht nur die Umstimmung der Instrumente mit sich, sondern auch den Ankauf einer B-Tuba und eine eigene Uniform. Im darauf folgendem Jahr feierte man bereits das 90-jährige Gründungsfest, zu dessen Anlass dieses Gedicht verfasst wurde:
Am Festtag’s Morgen der Weckruf erschallt,
Böller krachen über Feld und Flur.
Zur Feldmesse ladend, fromm die Glocke hallt,
Alles gewahrt heute, Frau Musikas Spur.
Im Schatten der uralten Linden-Wirtsed,
Zur Messer: Pfarrherr Harringer, die Festrede hält.
Die Jubelkapelle setzt ein, die vom Haydn erklang,
Das Volk lauscht ganz andächtig, am blumigen Hang.
Von dort geht der Zug zum Platz bei der Dorflinde,
Die Gastkapelle – Garsten – ein Festkonzert intoniert.
Der Ort geschmückt mit Fahnen und Blumengewinde,
nach jedem Stück wird ihnen jubelnd applaudiert.
Unbekannter Verfasser
Auch anlässlich des Ausklangs der 100-Jahrfeier wurde ein Gedicht verfasst:
Mit frohen Gesichtern und Blicken die leuchten,
Begleitet das Volk die Gäste zur Bahn.
Beim Wiedersehn`sgruß die Augen sich feuchten,
Ein Marsch noch, ein flotter, der Zug braust heran.
Die Abschiedsstunde schlägt schon zitternd vom Turm,
Losensteins Musik erobert sich die Herzen im Sturm.
Vorüber das Fest, das schöne, das hehre,
Die Jahre flieh’n wie die Wasser zum Meere.
Gott, verleihe dem Musikverein Einheit und Kraft,
Damit er’s ins nächste Jahrzehnt wiederum schafft.
Unbekannter Verfasser
Die Zeit von 1960 bis 1986 sah sieben Kapellmeisterwechsel. Erst mit Christian Vogelauer kehrte Beständigkeit ein.
Unter seiner Leitung erfolgten unter anderem Ausflüge nach Holland und Belgien. 2001 legte er nach 15-jähriger Tätigkeit als Kapellmeister sein Amt zurück. Sein Nachfolger wurde der gebürtige Reichraminger Günter Hagauer. Von 2009 bis Dezember 2012 schwang Hermann Nagler den Taktstock, bis dieser ihn an Georg Rockenschaub weitergab.